Thomas P. Illes, Unternehmens- und Kommunikationsberater, Dozent an diversen Hochschulen sowie ITB Moderator und Seminarleiter am BZLU, moderierte den Talk mit zwei Koryphäen ihres Gebietes: Prof. Dr. Roland Conrady aus Frankfurt, lehrt und forscht an der Hochschule Worms und ist seit 18 Jahren wissenschaftlicher Leiter des ITB Berlin Kongress, der auch diesen März stattgefunden hat. Prof. Dr. Peter Greischel von der Hochschule München lehrt seit 2 Jahrzehnten an der Fakultät für Tourismus. Hier die wichtigsten Erkenntnisse des Talks, der im Anschluss eines internen ITB Berlin Seminars für die Studierenden stattfand und aufgrund des regen Interesses statt der geplanten 45 Minuten auf gut anderthalb Stunden ausgeweitet wurde:
Wollen bzw. brauchen wir, wenn die Zeiten von Corona dereinst vorbei sind, den Tourismus überhaupt noch so, wie er vorher war?
Roland Conrady: Trends der ITB: Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Local Backyard Travel, Autonomie, Sicherheit, Gesundheit, Hygiene. Tourismus wird niemals tot sein, Menschen sind immer schon gereist, Reisen ist ein archetypisches menschliches Verhalten. Es ist tief in unserer Genetik. Wir werden auch in Zukunft reisen. Aber wie? Sind bestimmte Segmente des Tourismus tot? Freizeit-Reiseaktivitäten werden schnell wieder so sein wie vorher. Geschäftsreisen sind etwas anderes. Es gibt bereits Studien, die analysieren, welche Aspekte am Geschäftsreise-Segment durch Videokonferenzen ersetzbar sind. Es gibt durchaus Aspekte, die auch in Zukunft menschlichen Kontakt benötigen.
Natürlich wird es Veränderungen geben. So ganz anders wird die Welt nach Corona aber auch nicht sein. Wir erleben Katalysator-Effekte. Tendenzen und Trends werden sich verstärken, die Digitalisierung zum Beispiel.
Müssen wir uns denn Sorgen machen im Tourismus?
Roland Conrady: Ich kann nur hoffen, dass die Menschen nicht einfach wieder alles wie vorher wollen. Nachhaltigkeit ist von Corona unabhängig. Da muss noch mehr geschehen. Das Thema wird auch wichtiger, auch international. Ich habe auf der ITB viele CEOs sagen gehört, Nachhaltigkeit sei ein relevantes Thema. Und das von Branchen, die ums Überleben kämpfen, so auch von Airlines. Das hätte ich nicht in einem solchen Ausmass erwartet.
Ist das nur PR oder sind solche Aussagen ernst zu nehmen?
Roland Conrady: Es ist vermutlich eine gehörige Portion Werbung dabei. Heute muss man das ernst nehmen. Ich bin aber sicher, dass die Firmenchefs erkannt haben, dass sich der regulatorische Rahmen geändert hat. Den Klimawandel zu negieren ist wirtschaftliches Harakiri. Also ist es schon aus wirtschaftlichen Eigeninteressen klüger, auf Nachhaltigkeit zu setzen.