Stefan Ryser, aus deiner Sicht als Geschäftsführer bei «Erlebnisregion Mythen», was ist der grösste Fehler, den Destinationen im Moment machen können?
Das hat man während des ersten Lockdowns sehr deutlich gesehen: Alle buhlten um die wenigen Kunden, die es noch hatte. Als Destinationsmanagementorganisation (DMO) ist man den Leistungsträgern – also all denen, die eine touristische Leistung erbringen, welche die Gäste konsumieren können, vom Taxifahrer bis zu Pizzabäckerin – verpflichtet. Es wird erwartet, dass man mit klugen Marketingmassnahmen Gäste anlockt und das Angebot in der Destination koordiniert. Viele Destinationen haben im ersten Lockdown schnelle, eigenständige Aktionen lanciert. Klüger und effizienter wäre es gewesen, man hätte stärker zusammengearbeitet. Das gelingt uns dieses Mal schon besser. Die DMO haben die Lehren gezogen, man hat Erfahrung im Umgang mit der COVID-Krise gesammelt. Der Aktionismus ist nicht mehr so ausgeprägt und man versucht wieder vermehrt, das Angebot auf den Gast und weniger auf die internen Begehrlichkeiten auszurichten.
Viele haben wohl einfach das Bedürfnis, irgendetwas zu tun.
Klar – vor allem die, die ums nackte Überleben kämpfen, z.B. die Hoteliers oder die Gastronomen. Als DMO ist man ebenfalls abhängig von den Gästeeinnahmen, sei dies bei der Vermittlung und dem Verkauf von Tickets und Übernachtungsleistungen oder bei den Erträgen aus der Kurtaxe. Sinken die Logiernächte in einer Destination, sinkt auch der Ertrag bei einer DMO und sie kann nicht mehr antizyklisch reagieren, wie das in einer Krise wertvoll wäre. Daher haben viele Kantone sogenannte Impulsprogramme gestartet, um die Leistungsträger und DMO zu unterstützen. Die DMO standen selber unter Druck, das eigene Überleben zu sichern. Als DMO hat man aber auch den Auftrag des «Kümmerers», das heisst, man muss die Leistungsträger unterstützen und sie möglichst schadlos durch die Krise begleiten. Denn sollten Leistungsträger die Krise nicht überstehen, gehen Hotels oder Gastrobetrieb zu, verliert die Destination an Attraktivität, was die Krise weiter verschärfen könnte.