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Larissa Kamer
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02. November 2020 | HFT Luzern

Kreuzfahrten: Sechs Fragen an Thomas P. Illes

Wir haben Seminarleiter und Dozent Thomas P. Illes gefragt, welches seine wichtigsten Erkenntnisse am StudyTrip@Sea Ashore waren. In welche Richtung bewegt sich die Kreuzfahrtindustrie?


1. Warum gibt es auch in Zukunft noch Kreuzfahrten?

Die Sehnsucht der Menschen nach Meer und Reisen ist ungebrochen. Auch ist die Hochseetouristik sehr facettenreich - vom kleinen, überschaubaren Windjammer bis hin zu den grossen schwimmenden Megaresorts ist in diversen Qualitätsklassen alles dabei. Wichtig ist allerdings, die richtigen Leute auf das das richtige Schiff zu bringen.

 

2. Wie wird sich die Industrie weiterentwickeln?

In einer ersten Phase wir es nun darum gehen, Konzepte zu entwickeln und umzusetzen, das Reisen auf hoher See auch unter erschwerten Pandemiebedingungen zu ermöglichen und bei den Kunden, Zulieferern und Investoren wieder Vertrauen zu schaffen. Das wird in Sachen Passagierzahlen zunächst sicher nicht auf dem vor Corona gewohnten Niveau möglich sein. Vieles wird vom weiteren Infektionsgeschehen und davon abhängen, ob und inwiefern die Pandemie längerfristig beherrschbar oder im besten Fall wieder enzudämmen sein wird.

3. In welchen Bereichen können Reedereien von Tallink Silja Line lernen? 

Tallink Silja Line ist, obschon in erster Linie eine Fährlinie, seit Jahrzehnten hoch innovativ und hat der modernen Kreuzfahrtindustrie schon manche wertvolle Impulse geliefert. Sei es in Bereichen wie Design, Sicherheit, Navigation, Führung und Teambildung oder Umweltmanagement. Auch was Krisenkommunikation und Reputationsmanagement betreffen, agiert Tallink Silja und die gesamte Fährindustrie in vielerlei Hinsicht klar besser, transparenter und proaktiver, als so manches Kreuzfahrtunternehmen und vermag damit auch etlichen landgestützten Unternehmen wertvolle Best Practice Beispiele zu liefern. Es mag vielleicht viele erstaunen, aber die Kreuzfahrtbranche lernte und lernt immer noch in erster Linie von der nordeuropäischen Fährindustrie - und nicht etwa umgekehrt. Generell wird das Know-how von Fährunternehmen auf der beispielsweise navigatorisch und operationell äusserst anspruchsvollen Ostsee sehr geschätzt. Das äussert sich auch darin, dass zum Beispiel Mitarbeiter von Tallink Silja immer wieder zu leitenden Positionen bei internationalen Kreuzfahrtkonzernen berufen werden. Auch deshalb kürten wir vom BZLU Tallink Silja als unseren bevorzugten Reedereipartner - in Sachen Philosophie, Mission und Vision passen wir ideal zusammen.

 

4. Welche Learnings kann der Tourismus allgemein aus der Krise der Kreuzfahrtindustrie ziehen?

Die Kreuzfahrtindustrie ist seit jeher sehr krisenresistent, global breit vernetzt, flexibel und äusserst innovativ. Die in wenigen Monaten auf die Beine gestellten umfangreichen Hygiene- und Sicherheitskonzepte an Bord, welche die allermeisten landgestützten Hotels, Resorts und Freizeiteinrichtungen bei weitem übertreffen, sind ein gutes Beispiel dafür.

5. Welche Skills werden von Touristikerinnen und Touristikern der Zukunft gefragt sein?

Vernetztes Denken, Flexibilität, Kreativität, Teamfähigkeit, Ausdauer, Social Skills, die Fähigkeit zielgerichteter Recherche und guter Kommunikation, Umgang mit neuen, namentlich digitalen Technologien, Interesse, sich stets weiter zu entwickeln und zu verbessern. Wobei das alles Fähigkeiten und Eigenschaften sind, welches sich nicht nur auf Touristikerinnen und Touristiker beschränken, sondern in der gesamten Wirtschaft zunehmend gefragt und vonnöten sind. Deshalb haben wir ja auch unseren Studierenden der HFW Höheren Fachschule Wirtschaft ermöglicht, Teile des StudyTrip@Sea ashore Seminars zu besuchen.

 

6. Last but not least: Kreuzfahrten stehen in Sachen Umwelt seit geraumer Zeit in der Kritik. Zu Recht?

Zum einen ja. In den letzten Jahren hat sich aber viel getan. Noch nicht genug, doch die Branche bewegt sich. Obwohl noch viel Verbesserungsbedarf besteht und es noch ein langer Weg ist, bis wir das erste emissionsfreie Kreuzfahrtschiff sehen werden, ist es gerade die vielgescholtene Cruise Industrie, welche aufgrund ihrer bislang hohen Profitabilität und mittels innovativer Technologie, von denen so manche der viel zahlreicher vorhandenen Hotelghettos an Land nur träumen können, einen entscheidenden und notwendigen Beitrag leistet, die Handelsschifffahrt generell umweltfreundlicher zu machen. Im Zuge der Coronakrise gestehen das mittlerweile auch etliche der bislang kreuzfahrtkritischen Umweltschutzverbände ein, die nun auf einmal die Befürchtung äussern, dass der Branche aufgrund der momentan immensen finanziellen Probleme das Geld fehlen könnte, um hier auch weiterhin in nötige Zukunftstechnologien zu investieren. Wer also Kreuzfahrten abschaffen will, entzieht womöglich der gesamten Schifffahrt wertvolle Entwicklungsgrundlagen Richtung mehr Nachhaltigkeit. Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass 90 Prozent des Welthandels nach wie vor per Schiff erfolgen, sicher kein zu vernachlässigender Umstand. Es gibt also auch hier keine einfachen Antworten auf komplexe Fragen. Und genau das bzw. das Entwickeln und Einnehmen verschiedener Perspektiven ist es unter anderem, worauf wir unsere Studierenden unter dem Motto «Bildung der nächsten Generation» in einer zunehmend komplexer werdenden Welt aus unabhängig-neutraler Sicht vorbereiten wollen und müssen.

 

Bilder:
BZLU / Sara Furrer www.sarafurrer.ch
Tallink Silja
Thomas P. Illes

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